Auf vielen Wanderungen
in Nordböhmen fiel uns bei guter Fernsicht der markante Kegel des Rollberges (Ralsko) auf. Seine charakteristische
Kerbe an der Südflanke macht ihn unverwechselbar. Nun sollte er endlich einmal
unser Ziel sein. Liegt er doch aus Dresdner Sicht schon ziemlich weit im Inland
Böhmens und ist deshalb etwas mühseliger zu erreichen. Aber die lange Zugfahrt
war dank unterhaltsamer Gespräche wie immer kurzweilig. 8 Iwalker machten sich
auf den Weg nach Niemes (Mimoň). Am
Bahnhof stieß noch einer aus Zittau dazu. Mächtig thront der Gipfel über der
Stadt. Zunächst mußten wir verschiedene
Viertel durchqueren. Niemes macht einen recht ansehnlichen Eindruck. Eine lange
Lindenallee führte uns sachte ansteigend nach Rabendorf (Vranov), am Fuße des Berges gelegen.
Nun ging es in den Wald und
straff bergauf. Eine erste Rast legten wir an der Julia-Aussicht (Juliina vyhlidka) ein. Von dem Sandsteinfundament des Rollberges bietet
sich bereits ein herrlicher Ausblick auf die schöne Landschaft Nordböhmens.
Wir
folgten weiter dem Pfad durch dunkle Buchen-Hallenwälder, an Blockfeldern und Basaltfelsen
vorbei dem Gipfel entgegen. Urige Linden und Eichen säumten unseren Weg. Den
Gipfel selbst krönt eine Burgruine mittlerer Größe.
Wir waren beileibe nicht
die einzigen. Der Tag war nicht zu heiß und die Fernsicht für Hochsommer
ziemlich gut. 360°-Fernsichten gibt es auf den Bergen Nordböhmens einige, doch
diese war uns natürlich völlig neu und umso beeindruckender, weil der Rollberg
ganz alleine dasteht und keine anderen Berge in der Umgebung die Sicht
einschränken. Der extrem trockene und heiße Sommer fordert seinen Tribut: Einige Bäume haben bereits ihr Laub abgeworfen. Bild links unten: Blick zum markanten Doppelgipfel des Bösig (Bezděz).
Der Abstieg über die Nordflanke nach Neuland (Noviny pod Ralskem) verlief
rasch und auf unspektakulärem Wege. Nun wechselte die Szenerie. Bis Niemes
folgten wir einem Pfad entlang der Polzen (früher Jeschkenbach; Ploučnice). Der Fluß ist ziemlich
dreckig und kanalisiert. Das Wandern dort war dennoch angenehm, da ruhig,
schattig und urig zugewachsen. Auch hier hat sich der Geschlitztblättrige
Sonnenhut (Rudbeckia laciniata) ausgebreitet. Der invasive
Neophyt aus Nordamerika ist zwar nicht so gefährlich wie der Japanische
Staudenknöterich oder andere, kann aber auch ganze Auen dominieren.
Unsere Wanderung beendeten wir mit einem Eis oder anderen Leckereien und Erfrischungen. Auf dem Weg zum Bahnhof kamen wir an der großen Kirche der Stadt vorbei. Mit einem letzten Blick zum Rollberg verabschiedeten wir uns von Niemes und nahmen viele neue Eindrücke mit nach Hause.