Weil es vor einem
Jahr so schön war, wollten wir es noch einmal wagen, Silvester in Dittersbach
in der Böhmischen Schweiz zu verbringen. Wir hatten in der gemütlichen Kneipe „Dřevák“
in Dittersbach (Jetřichovice) für 10 Personen bestellt. Doch als wir
ankamen, hieß es: Wir haben keine Zimmer! Irgendwas war schiefgelaufen. Kein
Grund zur Panik oder gar den Wirt zu verklagen. Er kümmerte sich eifrig, ein
Ersatzquartier für uns zu finden. Keine Stunde dauerte es und er geleitete uns
ins benachbarte Schemmel (Všemily). In der erst vor zwei Jahren
eröffneten Pension „U Růženky“ („Zum Röslein“) waren noch zwei Zimmer
frei (7- und 5-Bett-Zimmer). In einem slawischen Land läuft eben vieles anders.
Den deutschen Rechthaberstaat haben wir ja bewußt für 4 Tage verlassen…
Am nächsten Tag
fuhren wir mit den zwei Autos nach Dittersbach (Jetřichovice). Zwei
weitere Iwalker gesellten sich für diesen einen Tag zu uns und wir tippelten
nun zu zwölft die „klassische“ Tour über die Dittersbacher Felsen ab. (Vergleiche
Post vom vorigen Jahr.) Herrliche Blicke boten sich von den
Aussichtspunkten gegen die tiefstehende Sonne. Beim Aufstieg zum Marienfelsen
tangiert man eine große Waldfläche, die 2006 einem Brand zum Opfer fiel. Sie
bleibt sich selbst überlassen, größtenteils stehen die Baumskelette noch.
Schaurig schön.
Blick zum Kaltenberg (Studenec).
Wuchtig ragt der erloschene Vulkan hinter dem kleinen Kreuzberg (Křížový
vrch) bei Rennersdorf (Rynartice) auf (rechtes Bild):
Wir genossen die
einmalig schöne Aussicht vom Marienfelsen.
Linkes Bild: Blick
vom Marienfelsen über den Rabenstein (Waldbrand von 2006) und Dittersbach nach
Südwesten. Die zwei markanten Basaltberge im Hintergrund sind der Ottenberg (Větrný
vrch; links) und der Huttenberg (Strážiště; rechts).
Rechtes Bild:
Nach Westen geht der Blick (v.l.n.r.) zum Rosenberg, Hohenleipaer Schloßberg
und Gohlisch (angeschnitten). Am Horizont zeichnen sich der Hohe Schneeberg und
die zwei Zschirnsteine ab. Vor dem ebenmäßigen Kegel des Rosenbergs erkennt man
den kleinen Michelsberg mit dem schwierigen Kletterfelsen Katzenkirche, wo wir
auf dem Rückweg vorbeikommen sollten.
Ähnlich dramatisch
gestaltet sich die Aussicht von der höhergelegenen Wilhelminenwand. Im
Vordergrund der von einer Hütte gekrönte Marienfelsen, dahinter der Rabenstein.
Im Hintergund (v.l.n.r.) Kaltenberg, Ottenberg (linkes Bild) und Huttenberg,
Rosenberg (rechtes Bild):
Weiter ging es zum
höchsten Punkt der Wanderung, zum Rudolfstein. Dessen Felsen sind mit
auffälligen Eisenbändern durchzogen.
Die drei Felsen
wurden bereits im 18. Jahrhundert nach Vertretern des Adelsgeschlechts derer
von Kinsky benannt und hatten zuvor geografische Bezeichnungen.
Nächstes Ziel war die
Balzhütte (Na Tokání), eigentlich ein
Hüttenkomplex. Zwei Gasthäuser gibt es, eines war übervoll, im anderen kamen
wir unter.
Abends in der
Pension gesellte sich eine größere Gruppe Tschechen aus dem Ort zu uns. Drei
von ihnen musizierten und sangen lautstark tschechische Volkslieder über
gefühlte 4 Stunden. Die Gesänge heben sich wohltuend vom Einheitsbrei
kommerzieller deutscher Volksmusik ab. Entweder man mag es oder nicht. Ich fand
es schön, gerade weil es spontan und authentisch war. An eine Unterhaltung war
jedenfalls ob der Lautstärke sowieso nicht mehr zu denken…
Zu Silvester liefen
wir fast die gleiche Tour wie vor einem Jahr, nur andersrum und mit Start in
Schemmel (Všemily) an der Pension. Zunächst statteten wir der
Felsenkapelle einen Besuch ab (Siehe
Post vom vorigen Jahr). Davor steht die ehemalige Schule des Dorfes (rechtes Bild), welches nur aus wenigen Häusern besteht.
Dann liefen wir über
abwechslungsreiche Wiesen nach Dittersbach (Jetřichovice). Über dem Ort
erhebt sich das bekannte Panorama der Dittersbacher Felsen: Wilhelminenwand,
Marienfelsen, Rabenstein:
Weiter ging es
nochmals am Michelsberg (Rechtes Bild: Blick über Dittersbach zum Kaltenberg)
vorbei und durch den Wald nach Hohenleipa (Vysoká Lípa).
Leider hielt das
schöne, sonnige Wetter nicht an. Von Südosten schoben sich immer mehr Wolken
ins Land. Bald war der Himmel grau und die Berge im Dunst verschwunden. Ein
kalter Wind ließ uns nicht lange auf dem Hohenleipaer Schloßberg verweilen. Wir
überquerten die Kamnitz an der romantischen Ruine der Grundmühle und abermals
am Ortseingang von Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) über eine
Hängebrücke. Bald darauf hatte sich die Runde in Schemmel geschlossen.
Nach dem
Jahreswechsel teilte sich die Gruppe auf. Nur drei machten noch eine
Neujahrswanderung. Von Hohenleipa aus liefen wir an der Burg Schaunstein vorbei
zum Kleinen Prebischtor. Es war kalt, windig und feucht, keine Fernsicht. Auf
kleinen Pfaden pirschten wir uns zu der „Memento Mori“ (Gedenke des Todes)
genannten Halbhöhle vor. Ein ganz stiller und märchenhafter Platz. Das einzige
Geräusch ist das Tröpfeln des Wassers von der Decke. Bevor das Wasser eine
weitere Stufe hinabfällt, muß es unter einem großen Block hindurchfließen, der
einst in die Schlucht gefallen war.
Wir stiegen zur
Rainwiese (Mezní Louka) ab und folgten dem blauen Weg bis zum
Aussichtspunkt Vogelfelsen (Ptačí kámen). Dann schloß sich die Runde in
Hohenleipa. Ein kurzweiliger Silvesterausflug ging zu Ende.
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